Über uns

Das sind wir

Wir sind ein kleiner, alteingesessener Neustädter Fahrradladen und präsentieren Ihnen auf den nachfolgenden Seiten alles über uns, unsere Fahrräder, unsere Arbeit und unserer Philosophie.

Unser Geschäft

Geschichte

Zur Erinnerung an unser 80. Firmen - Jubiläum aus dem Jahr 2009.

Im Jahre 1929 wurden für Fahrschulen nur noch beschränkt Konzessionen vergeben und viele Antragsteller warteten vergeblich auf eine Genehmigung. Zu den Bewerbern zählten auch die Herren Ernst Flade und Fritz Hohn. Da beide großes Interesse zeigten, wurde ihnen empfohlen, zusammenzuarbeiten. Am 1.12.1929 wurde deshalb die „Neustädter Autofahrschule Flade & Hohn“ in der Dresdener Löwenstraße gegründet.

Die derzeit große Arbeitslosigkeit machte der Firma Flade & Hohn zu schaffen; es mußte um jeden interessierten Fahrschüler geworben werden. Da Herr Hohn sich zu dieser Zeit intensiver um die Politik kümmerte als um das Geschäft, trennte sich Herr Flade von ihm und führte fortan das Geschäft allein weiter. Als Fahrschulwagen dienten ein Pontiac und ein Chrysler.

Der Betrieb lief langsam an. Im Jahr 1933, als Hitler an die Macht kam, wurde die Kraftfahrzeugsteuer abgeschafft. Die beiden ausländischen Fahrschulfahrzeuge wurden verkauft und durch einen Opel P4 ersetzt.

Durch den Wegfall der Kraftfahrzeugsteuer wurde die deutsche Automobilindustrie angekurbelt und somit vielen Menschen der Erwerb eines Fahrzeuges ermöglicht; auch der Besuch einer Fahrschule.

Das Geschäft entwickelte sich und Herr Flade verlegte seinen Betrieb 1935 von der Löwenstraße nach der Hauptstraße (ehemals Neustädter Rathaus). Ein zweiter Fahrlehrer wurde eingestellt.
Zusätzlich wurden Motorradfahrer auf einer Seitenwagenmaschine ausgebildet. Im Geschäft handelte man mit einem kleinen Sortiment an Autozubehör.

Herr Flade war ein versierter Fahrlehrer, der zusätzlich einen Meisterabschluß des KFZ.-Handwerkes hatte. Man hatte ihm auch noch die Untervertretung der Fahrzeugmarken Ford, Opel und DKW übertragen. Wünschte ein Fahrschüler nach erfolgter Prüfung die Überführung seines Fahrzeuges ab Werk, so fuhr er mit dem Betreffenden dahin und holte das Fahrzeug ab (Ford in Köln; Opel in Rüsselsheim; DKW in Zwickau).

Kurz vor Kriegsbeginn stellte Herr Flade seinen Bruder Martin als Fahrlehrer ein, denn er selbst wurde 1939 zum Wehrdienst eingezogen. Seine Ehefrau führte nun mit ihrem Schwager das Geschäft weiter. Es mußte noch nicht geschlossen werden, sie hatte die Möglichkeit bekommen, ihren Schwager unabkömmlich (uk) stellen zu lassen.

So konnte das Geschäft noch drei Jahre geöffnet bleiben; die Fahrzeuge erhielten den roten Winkel, d.h. sie durften weiterfahren und wurden nicht beschlagnahmt.

Im Jahre 1942 wurde auch Martin Flade zur Wehrmacht eingezogen und das Geschäft mußte, wie so viele andere auch wegen Einberufung geschlossen werden.

Am 13. Februar 1945 wurden durch den anglo-amerikanischen Angriff auf Dresden die Wohnung der Familie und auch das Geschäft in Schutt und Asche gelegt. Frau und Tochter Waltrud überlebten den Angriff im bereits brennenden Haus auf der Königsbrücker Straße; direkt am Albertplatz.
Während Frau und Tochter nach dem Angriff in Frankenberg bei Familienangehörigen evakuiert waren, ging der Krieg am 8.Mai 1945 zu Ende und auch Herr Flade kehrte zu seiner Familie zurück.

Anfang August reiste er mit seiner Familie nach Dresden, um mit dem Aufbau von Wohnung und Existenz zu beginnen. Noch lagen in der gesamten Stadt Trümmer und es sah trostlos aus. Wo sollte man beginnen?

Nachdem er eine kleine Wohnung wieder nutzbar gemacht hatte, kam die Existenz dran. Er bekam von Bekannten einen Hinweis, wo ein evtl. aufbaufähiges Wrack eines Lieferwagens stand.

Es mangelte an Fahrzeugen und die Wirtschaft mußte angekurbelt werden. Er hatte die Idee, ein kleines Fuhrunternehmen aufzubauen. Da kam dieses Wrack gerade recht, doch Frau und Tochter waren entsetzt als sie dies sahen, und bezweifelten, daß je ein Fahrzeug daraus werden sollte.

Aber es nützte nichts, die Familie schob das Gefährt auf Felgen (Reifen gab es damals noch nicht) in eine befreundete Werkstatt, in der Raum zum Aufbau des werdenden Fahrzeuges zur Verfügung stand. Nun galt es, alle noch brauchbaren Teile aus anderen, nicht mehr fahrbereiten Fahrzeugen auszubauen, um diese wiederverwenden zu können.

Seine Tochter mußte ihm dabei zur Hand gehen, wenn auch oftmals nicht sehr erfreut. Z.B. galt es, alte und verrostete Schrauben und Muttern mit Graphitlösung wieder gangbar machen, damit man sie wieder verwenden konnte, und das waren sehr, sehr viele.

Auch dieser Aufbau hatte mal ein Ende und der kleine Lieferwagen (1 Tonne) war fertig. Nun konnte die Geschäftstätigkeit nach Erhalt der Gewerbegenehmigung beginnen.

Es gab viele Aufträge, denn der Mangel an Fahrzeugen war noch sehr groß, so daß auch der PKW Opel Kadett, der im Krieg ausgelagert wurde, mit als Taxi zum Einsatz kam.

Seine Tochter, die inzwischen im Besitz des Führerscheins war (der nur bei der Polizei gemacht werden konnte), wurde als Fahrerin mit eingesetzt. Egal ob es Lieferwagen oder PKW war.

Inzwischen kehrte auch der Bruder Martin Flade aus sowjetischer Gefangenschaft zurück. Es wurde zusätzlich ein 2,5t- Lieferwagen aufgebaut und das Geschäft damit erweitert. So hatte auch er Arbeit, das Fuhrunternehmen lief gut.

Der Wunsch nach einer eigenen Fahrschule aber blieb weiter für Herrn Flade. Der PKW Opel Kadett stand zur Verfügung; es wurden noch Räume und die Gewerbegenehmigung zur Führung einer Fahrschule gebraucht. Doch da begannen bereits die Hindernisse.

Die Nachfrage nach Auto-,Motorrad-und Fahrradzubehör war so groß, daß er im Jahr 1946/47 mit viel Mühe und Geduld die Genehmigung bekam, ein Fahrradfachgeschäft in der Rothenburgerstraße zu eröffnen, welches seine Frau führte. Er besorgte den Einkauf, sie den Verkauf.
Im Jahr 1952 lockerte man im Kreis Freital etwas die Bestimmungen. Herr Flade bekam nach vielen Bemühungen endlich die lang ersehnte Genehmigung zum Eröffnen einer Fahrschule und die dazu nötigen Räumen in der Poisentalstraße in Freital.
Die Nachfrage war so groß, daß mit einer Wartezeit von ca. 6 Monaten gerechnet werden mußte. Auch hier fand Herr Flade eine Lösung. Er baute erneut ein Fahrzeug auf, um auch seinen Bruder Martin als Fahrlehrer einstellen zu können. Für die beiden Lieferwagen wurden Kraftfahrer eingestellt. Die Fahrschule in Freital lief gut an und viele Dresdner wurden in Freital ausgebildet, weil es in Dresden noch keine privaten Fahrschulen gab.

Auf Grund dieser großen Nachfrage zum Führerscheinerwerb ließ Herr Flade bei den Dresdner Behörden nicht locker und nervte diese immer öfter mit seinem Antrag, bis er die Genehmigung dazu erhielt.

Er hatte sich selbst um Gewerberäume bemüht. Sie lagen im gleichen Grundstück wie seine Wohnung, in der Königsbrücker Straße. Er hatte nun alles erreicht, was er sich vorgenommen hatte: Fuhrunternehmen, Einzelhandelsgeschäft für Fahrzeugteile und die Fahrschulen in Dresden und Freital.

Alles lief bestens bis zum Jahr 1961. Seine Frau starb und manches änderte sich damit.

Die Fahrschule in Freital übergab er seinem Bruder Martin. Ernst Flade widmete sich nur noch seiner Fahrschule in Dresden. Das Einzelhandelsgeschäft übergab er seiner Tochter Waltrud, die inzwischen verheiratet war.

Aufgrund der zunehmenden Motorisierung und der damit verbundenen Nachfrage nach Ersatzteilen wurde der Laden auf der Rothenburger Straße zu klein. Man mußte versuchen einen größeren zu bekommen, aber woher?

Alle Wohn- und Gewerberäume waren bewirtschaftet und bedurften einer Genehmigung. Da man aber politisch gerade beim Verstaatlichen war, wurde es besonders schwer, ein geeignetes Geschäft zu bekommen.

Herr Müller von FAHRRAD - MÜLLER in der Königsbrücker Straße - damals Otto-Buchwitz-Straße - bot Herrn Flade sein Geschäft an, da er in Ruhestand gehen wollte. Beide, Herr Müller und Herr Flade, beantragten die Übergabe der Geschäftsräume an die Firma Flade. Der Stadtbezirk lehnte mehrmals ab. Die Otto-Buchwitz-Straße sollte eine sozialistische Einkaufsstraße werden, ohne Privatgeschäfte.

Herrn Flade bemühte dann die Volkskammer, die den amtierenden Stadtrat zur Genehmigung für die Firma Flade bewegte. Herr Müller räumte sein Geschäft und die Firma Flade zog 1967 ein.

Aufgrund der geringen Warendecke in der DDR war es angebracht, einen Kommisions-Handelsvertrag mit der Handelsorganisation Industriewaren (HO) einzugehen. Dadurch bekam man mehr Ware und wurde auch verdienstmäßig besser gestellt. Tochter Waltrud Frank trat demzufolge 1968 in diesen Vertrag ein und führte das Geschäft als alleinige Inhaberin weiter.

Sie stellte eine Verkäuferin ein, kümmerte sie sich um den Einkauf und schaffte mit ihrem Wartburg-Tourist (oftmals auch mit Anhänger) einen Großteil der Ware heran.

Durch ihre Bemühungen beim Verkaufspersonal im Großhandel konnte sie ihren Kunden manchmal auch Raritäten anbieten. Die Käufer dankten es mit ihrer Treue zur Firma.

Im Jahr 1969 verstarb Herr Flade. Frau Frank durfte die Fahrschule noch ein Jahr lang weiter führen. Da sie sich aber mit ganzer Kraft für ihr Geschäft einsetzte wollte, mußte sie die Fahrschule 1970 schließen. Ihr Sohn war noch zum Studium und stand dem Geschäft demzufolge nicht zur Verfügung.

Bis 1990 führte Frau Frank mit ihrer Verkäuferin das Geschäft allein weiter. Da sie inzwischen das Rentenalter erreicht hatte, setzte sie ihren Sohn Andreas als Geschäftsführer ein und kam nur noch aushilfsweise ins Geschäft.

Die Umstellung nach der Wende war für alle Geschäftsleute nicht einfach. Die Geschäfte mußten modernisiert und renoviert werden. Fast die gesamte DDR-Ware wurde entfernt.

Im Jahre 2003 verstarb Frau Frank. Andreas Frank führt das Geschäft seitdem als Inhaber weiter.

Inzwischen ist bereits die vierte Generation herangewachsen. Urenkel Robert hat die kaufmännische Einzelhandelslehre 1999 und die Lehre als Zweiradmechaniker 2007 erfolgreich abgeschlossen und möchte das Geschäft in alter Tradition, aber mit neuen Ideen weiterführen. An vorderster Stelle steht dabei die Eigenfabrikation von Fahrrädern. Dabei werden die Räder speziell nach den Vorstellungen der Kunden gefertigt.
Dresden im Jahre 2009